Der Tragödie 1. Teil Faust; Was der Pilger dabei fühlt
Johann Wolfgang von Goethe, im Studierzimmer:
Wagener: Allein der Vortrag macht des Redners Glück;
ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück.
Faust: Such er den redlichen Gewinn!
Sei er kein schellenlauter Tor!
Es trägt Verstand und rechter Sinn mit wenig Kunst sich selber vor;
Wenn es euch ernst ist was zu sagen
Ists nötig, Worten nachzujagen?
….
Wagener: Ach Gott! Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben.
Mir wird, bei meinem kritischen Bestreben,
Doch oft um Kopf und Busen bang.
Wie schwer sind nicht die Mittel zu erwerben, Durch die man zu den Quellen steigt!
Und eh man nur den halben Weg erreicht,
Muss wohl ein armer Teufel sterben.
Faust: Das Pergament, ist das der heilge Bronnen,
voraus ein Trunk den Durst auf ewig stellt?
Erquickung hast Du nicht gewonnen,
wenn sie Dir nicht aus eigener Seele quillt.
Seit der Grundschule ist der Pilger mit dem Text dieser Tragödie bekannt. Doch erst jetzt, nachdem der Pilger einen weiten Weg gegangen ist, wird der tiefe Sinn dieser Worte klarer und verständlich.
In dieser kurzen Passage ist das Wichtigste, dass Du Freude und Glück, Goethe nennt es Erquickung, nur aus Dir selbst heraus entfalten kannst.
Alle gedruckten Worte, bei Goethe das Pergament, können nicht zur wahren Freude des Herzens führen. Diese gedruckten Worte von Heiligen und Weisen aufgezeichnet, sind nur die Wegweiser für einen Weg, den der Pilger ganz allein gehen muss.
Und wenn Du das 40. Lebensjahr überschritten hast, wird es Zeit Deine Pilgerseele zu entfalten.
Du tust gut daran, diesen Weg freiwillig zu gehen. Denn wenn Du nicht freiwillig gehst, wird Dich das Leben dazu zwingen.
Die 1. Zeichen, die Dir das Leben schickt, sind harmlos und sanft und werden von Dir vermutlich übersehen. Wenn Du allerdings nicht auf diese Zeichen reagierst, werden die Hinweise immer stärker und deutlicher.
Die 2. Lebenshälfte wird in den allermeisten Fällen durch ein einschneidendes Lebensereignis eingeleitet. Sei es der Tod eines nahen Angehörigen, der Verlust des Arbeitsplatzes, das Ende einer Ehe, eine eigene schwere Krankheit, die Dir Deine Sterblichkeit deutlich vor Augen führt.
Nun wird es also allerhöchste Zeit auf Deine eigene persönliche Pilgerreise zu gehen.
Jetzt im Sommer ist die Zeit der Ferien und des Urlaubs gekommen.
Das ist ein sehr guter Zeitpunkt, um nach innen zu gehen und nach Deiner eigenen ganz individuellen persönlichen Wahrheit zu suchen.
Dies sei vorweggenommen: Es gibt keine individuelle persönliche Wahrheit. Die Wahrheit ist unteilbar und hat kein Gegenteil und kann nicht diskutiert werden.
In der chinesischen Philosophie heißt es ja auch, dass Tao, das benannt werden kann, ist nicht das wahre Tao, d. h. mit anderen Worten: die Wahrheit kann nicht gedacht oder ausgesprochen werden. Die Wahrheit ist.
Alle mir bekannten spirituellen Wege führen den Pilger an diesen Ort im raumlosen Raum zu einer Zeitlosen Zeit … In die Leere, die alles enthält, was es je gab. Was es gibt und alles was es je geben wird.
An dieser Stelle sei dem Pilger der Hinweis gestattet, dass zum Verständnis dieser letzten Sätze das Studium der heiligen Texte durchaus hilfreich sein kann.
Es läuft, wie immer darauf hinaus, dass wir üben müssen.
Das bedeutet, dass wir jeden Tag so bewusst für möglich Leben sollen.
Eine regelmäßige Meditationspraxis ist dabei eine gute Unterstützung.
Allerdings wenn sich unsere Achtsamkeit nur auf die Zeit auf dem Meditationskissen beschränkt, ist die ganze Sache vollkommen sinnlos.
Es geht darum jeden Augenblick unseres Lebens achtsam und voller Bewusstheit zu erfahren.
Das scheint eine sehr große Aufgabe zu sein, die schier unmöglich ist.
Hier fällt mir die Geschichte von Ajan Cha ein, einem burmesischen Meditationslehrer.
Ein Schüler des Meisters fragte ihn: „Ich schaffe es nicht eine halbe Stunde während der Meditation achtsam zu atmen.“
Ajan Cha fragte: „Kannst Du einen bewussten Atemzug machen?“
„Ja das kann ich“
Ajan Cha: „Das reicht!“
Leg den Text den pc oder das Handy zur Seite!
Schließe die Augen und werde dir des nächsten Atemzuges bewusst!
Das ist Alles
Part 1 of the tragedy Faust; What the pilgrim feels
Johann Wolfgang von Goethe, in the study:
Wagener: The lecture alone makes the speaker happy;
I feel it well, I am still far behind.
Faust: Let him seek honest gain!
Let him not be a loud-voiced fool!
Reason and right sense, with little art, will present themselves;
If you are in earnest to say what
Is it necessary to chase after words?
….
Wagener: Oh God! Art is long, and our lives are short.
In my critical endeavours, I often fear for my head and bosom,
But often fear for head and bosom.
How difficult it is to acquire the means by which one ascends to the sources!
And before one reaches but half the way,
Some poor devil must die.
Faust: The parchment, is that the holy well,
before a drink quenches thirst forever?
Refreshment thou hast not won,
if it does not spring from your own soul.
The pilgrim has been familiar with the text of this tragedy since primary school. But only now, after the pilgrim has travelled a long way, does the deep meaning of these words become clearer and understandable.
In this short passage, the most important thing is that you can only develop joy and happiness – Goethe calls it refreshment – from within yourself.
All printed words, in Goethe’s case the parchment, cannot lead to true joy of the heart. These printed words, recorded by saints and sages, are only signposts for a path that the pilgrim must walk alone.
And when you have passed the age of 40, it is time to unfold your pilgrim soul.
You would do well to walk this path voluntarily. Because if you don’t go voluntarily, life will force you to do so.
The first signs that life sends you are harmless and gentle and will probably be overlooked by you. However, if you do not react to these signs, the indications will become stronger and clearer.
In the vast majority of cases, the second half of life is ushered in by an incisive life event. Be it the death of a close relative, the loss of a job, the end of a marriage or a serious illness that makes you realise your mortality.
Now it is high time to go on your own personal pilgrimage.
Summer is the time for holidays and holidays.
This is a very good time to go inwards and search for your own individual personal truth.
Let this be said in advance: There is no individual personal truth. Truth is indivisible and has no opposite and cannot be discussed.
In Chinese philosophy, it is also said that the Tao that can be named is not the true Tao, i.e. in other words: the truth cannot be thought or spoken. The truth is.
All spiritual paths known to me lead the pilgrim to this place in spaceless space to a timeless time … Into the emptiness that contains everything that has ever existed. What there is and everything that will ever be.
At this point, the pilgrim may be permitted to note that studying the sacred texts can be quite helpful in understanding these last sentences.
As always, it boils down to the fact that we need to practise.
This means that we should live each day as consciously as possible.
A regular meditation practice is a good support for this.
However, if our mindfulness is limited to our time on the meditation cushion, the whole thing is completely pointless.
The point is to experience every moment of our lives mindfully and with full awareness.
This seems to be a huge task that is almost impossible.
This brings to mind the story of Ajan Cha, a Burmese meditation teacher.
A disciple of the master asked him: „I can’t manage to breathe mindfully for half an hour during meditation.“
Ajan Cha asked: „Can you take a conscious breath?“
„Yes, I can“
Ajan Cha: „That’s enough!“
Put the text, the pc or the mobile phone aside!
Close your eyes and become aware of your next breath!
That is ALL
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