Es ergab sich die Frage, wie ich mich am besten einem Fremden vorstelle. Soll ich sagen „Ich heiße …..“ oder ist es besser zu sagen „Ich bin…..“
Auf den ersten Blick scheint diese Frage ohne größere Bedeutung und es scheint sich nur um eine Sprachliche Konvention zu handeln. Im Englischen gibt es 2 Formen sich vorzustellen genau wie im Deutschen : 1. „I am…“ oder „ my name is…“

Im Spanischen im Italienischen und im Französischen ist es ähnlich. Es scheint keine bevorzugte Form zu geben.
Schaut man aber genauer hin, so wird es nicht mehr ganz so einfach.
Die Aussage „ich heiße…“ ist eine Information zu meinem Namen. Wenn ich mich so einem Fremden vorstelle , weiß dieser, wie er mich ansprechen soll, wenn er mit mir sprechen möchte. Je nach sozialem Kontext gebe ich dabei meinen ganzen Namen , also Vor- und Zuname an oder nur den Vornamen. Hier steht das Etikett meines Seins im Vordergrund.
Nur die Persona wird hier benannt.
In Wikipedia heißt es : Als Persona wird in der Psychologie die nach außen hin gezeigte Einstellung des Menschen bezeichnet, die seiner sozialen Anpassung dient und auch mit seinem Selbstbild identisch ist. Der Begriff entspricht dem griechischen „prosopon“= Gesicht, der sich auch wie das lateinische „persona“ bereits in der Antike auf die Bedeutungen „Schauspielermaske“ ( wie im antiken Theater) , Rolle ( im Schauspiel oder Leben), Amtsstellung und allgemein „Person“/Persönlichkeit auffächerte. Das Wort „Persona“ wurde auch als das „Hindurchtönen“ ( personare = hindurchtönen, klingen lassen) der Stimme des Schauspielers durch die Maske, die seine Rolle typisierte verstanden,
C.G. Jung übernahm den Begriff in seine Psychoanalytische Betrachtung und sagte: „Die Persona ist aber, wie ihr Name sagt, nur eine Maske der Kollektivpsyche, eine Maske, die Individualität vortäuscht, die andere und einen selber glauben macht, man sei individuell, während es doch nur eine gespielte Rolle ist, in der die Kollektivpsyche spricht. Sie ist ein Kompromiss zwischen Individuum und Sozietät über das was „ als einer erscheint“. Der Begriff bezeichnet also denjenigen Teil des Ichs, der für ein normales, sozialverträgliches Verhalten des Individuums gegenüber seiner Umwelt sorgt- und in sofern wie die Persona gerne das Ich zu sein vorgibt, kann sie auch als ein falsches Ich gedeutet werden. Die Eigenschaften der Persona werden daher hauptsächlich durch Anpassung bzw. Übernahme gesellschaftlich oder subkulturell erwünschter Vorstellungen erworben. Anpassung erfolgt aber häufig zu Lasten der Individualität. Die Gefahr der zu starken Anpassung an soziale Gegebenheiten bringe das Individuum in die Gefahr des Konfliktes mit dem unbewussten individuellen Teil der Psyche, dessen sozial unvorteilhaft erscheinenden Bereiche oft in den Schatten relativer Unbewusstheit gehalten werden…….. Die Persona ist eine Art Kleidung des Ichs, welche sowohl der dahinter verborgenen Individualität einen Schutz bietet als auch eine Ausgangsbasis für normale (situativ konventionelle) Kommunikation bietet. ( C.G. Jung (1928 2. Auflage 1934) Die Beziehungen zwischen dem Ich und Unbewussten.)
Die Persona eines Menschen und damit der Name , der von den Eltern als Repräsentanten der Gesellschaft gegeben wird, dient dazu, sozial erwünschtes Verhalten zu erzeugen und damit teil der Gruppe oder Gesellschaft zu bleiben in die man hineingeboren wurde. Mit anderen Worten die erworbene Person(a) steuert sozial angepasstes Verhalten unabhängig von den unbewussten Anteilen der Psyche, die mitunter eine konträre Verhaltensweise erfordern würden, um sich angemessen auszudrücken. Diese Anteile werden in den sog. Schatten verschoben und auf diese Weise dem Blick des wachen Bewusstseins entzogen.
Ist der Mensch zu sehr mit seiner „Theatermaske“ identifiziert, kann er sie nicht willentlich ablegen. Zumal sie ihm in diesem Fall nicht bewusst ist und er die Schattenanteile seiner Persönlichkeit nicht wahrnehmen kann.
Daher ist es ihm nicht möglich die immer wieder aufbrechenden Konflikte zwischen seinem wahren Ich und seiner Persona als innere Konflikte zu erkennen. Er muss diese Konflikte nach außen projizieren und sich als Opfer äußerer Einflüsse erleben.
Wenn ich mich mit „Ich heiße…“ vorstelle, dann kann man unterstellen, dass die Identifikation mit der Persona noch nicht vollständig ist und ein Bewusstsein für das Selbst vorhanden sein könnte.
Lassen wir mal die gesellschaftliche Konvention des sich Vorstellens außen vor.
Wenn ich allerdings sage „Ich bin….“ könnte das auf eine Fixierung meines Selbstbewusstsein auf die Persona hinweisen. In diesem Fall könnte es sehr schwierig werden das wahre Selbst zu erkennen und in das Bewusstsein zu heben.
Der Begriff Selbst muss an dieser Stelle erläutert bzw. definiert werden.
Spirituelle Lehrer unterscheiden zwischen dem falschen Selbst und dem wahren selbst. Zuletzt habe ich bei Richard Rohr, einem amerikanischen Franziskaner Mönch, von dieser Unterscheidung ausführlich gehört. Im Auto auf langen Strecken höre ich gerne Hörbücher. Zuletzt das von Richard Rohr ; The Art Of Letting Go Franz von Assisi. Hier spricht Vater Richard über das Leben von Franz von Assisi und von dessen Lebensweise, die das falsche Selbst zu wahren selbst transformiert. Angeregt wurde Vater Richard durch die Schriften des amerikanischen Trappisten Mönchs Merton, der immer wieder auf diese Unterscheidung hingewiesen hat.
Das sog falsche Selbst ist dabei nicht böse oder schlecht. Wir brauchen es um in unserer äußeren Welt zurecht zu kommen. Vor allem in der ersten Hälfte unseres Lebens, wenn wir den Text unserer Existenz schreiben, brauchen wir dieses falsche Selbst, ohne das wir nicht in unserer Gesellschaft überleben können, Dieses Selbst hilft uns zu einem Mitglied unserer Gruppe Staates Nation etc zu werden. Es wird geformt, durch die Erziehung unserer Eltern, später durch die Normen und Regeln unserer Altersgruppe. Die Einhaltung dieser Normen und Regeln lässt uns innerhalb dieser Gruppe bleiben. Wir wollen auf keinen Fall ausgeschlossen oder abgelehnt werden. Ein großer Teil der Menschen bleibt in dieser Bewusstseinsebene stecken und entwickelt sich nicht weiter. Denn es macht große Angst sich gegen das allgemein als richtig angesehene Meinungsbild zu stellen.
Diese Haltung entspricht dem Bewusstsein der Stammeszugehörigkeit. Mein Stamm ist gut und hat 100% Recht, die anderen die nicht dazugehören haben 100% unrecht. Wer nicht für mich ist ,ist gegen mich . Wir gegen die anderen.
Es ist der Ausdruck des Dualen Denkens. Das Denken in Gegensätzen oben/unten richtig/falsch etc., mit anderen Worten das Denken des Entweder/Oder . auf diesem Level kann man sehr klug werden, ein Hochschullehrer Doktor der Wissenschaft oder ähnliches und gleichzeitig keine Ahnung haben von den wunderbaren Möglichkeiten des Lebens, die nach der Transformation des Falschen-selbst zum Wahren-Selbst, bestehen.
Es gibt keine allmähliche Veränderung des falschen selbst zu wahren Selbst. Es erfordert eine Transformation, die alles was ich bisher für wahr und richtig gehalten habe in Frage stellt. Eine solche radikale Wandlung macht Angst und das mit recht. Denn wenn ich mich auf diese Transformation einlasse, gibt es nur sehr wenige Menschen die mich noch verstehen können. Das heißt ich gehöre nicht mehr dazu und genau Das-nicht-mehr-dazugehören ist sehr angstbesetzt. Tief in unseren Genen ist das Wissen gespeichert, dass ich sterben muss, wenn ich von meinem Stamm ausgeschlossen werde. Daher war im antiken Athen nicht die Todesstrafe die schwerste Strafe, sondern die Verbannung. Auch in der jüngeren Geschichte wurde das angewandt. So wurde Napoleon verbannt und nicht getötet.
Das ziel menschlichen Daseins ist, diese Transformation zu bewerkstelligen. Allerdings sind wir nicht wirklich bereit dazu , denn es erfordert unsere Komfort-zone ganz zu verlassen und uns kopfüber in das Unbekannte zu stürzen. Wir müssen dass Nicht-Wissen in unser Bewusstsein einlassen und darauf verzichten alles verstehen zu wollen. Wir müssen unser Herz öffnen für das Mysterium. Wenn wir diese Grenze überschreiten gibt es keine Orientierung Mehr. Wir haben keine Ahnung von unserem Weg unseren Aufgaben. Wir leben nur noch in diesem Augenblick. Wir haben keine Wahl als auf die Gnade zu vertrauen. Die Christen nennen es die Gnade des Herren, Wir haben keine Wahl als auf das Wohlwollen des Lebens zu vertrauen. Darauf zu vertrauen, das alles was geschieht gut ist ohne Gegenteil. Wir haben keine andere Wahl als das UND zu leben. Wir ersetzen das Ja-Aber durch das Ja-Und.
Naja so ähnlich. Ich kann nicht wirklich kompetent von dem Sein nach der Transformation reden, denn um das zu können müsste ich sie vollzogen haben. Hätte ich sie vollzogen, würde ich nicht mehr davon reden. Wie Laoste im Tao-te-king sagt: „ Wer redet weiß nicht und wer weiß redet nicht. Hier ist da Dao gemeint, dass nicht genannt werden kann. Vielleicht so ähnlich wie der Name Gottes „JHWE“ den wir weder verstehen noch aussprechen können. Wir können ES nur sein. Und dieses Sein bleibt dem falschen Selbst vollkommen verborgen.
Wenn die Transformation stattgefunden hat, ist es vermutlich egal, ob wie sagen „ich bin Reinhard“ oder „ich heisse ……“
Das kann ich nur vermuten , weil mein Ego und damit mein falsches Selbst immer noch im Fahrersitz verharrt und nur ganz selten mal einen Blick auf die andere nicht duale Seins weise erlaubt.
Es wird mir immer klarer , das jede Definition von Ich bin….. ausschließlich von meinem Ego erschaffen wird. Jede Beschreibung die nach Ich bin… kommt entspricht nicht der wahren Wirklichkeit dessen was ich wirklich bin, sondern ist immer nur die Bezeichnung für eine vorübergehende Eigenschaft.
So denke ich , dass es wirklich egal ist, ob du dich mit ich heisse vorstellst oder mit ich bin, solange du die Transformation nicht vollzogen hast.
Und nachher ist es erstrecht wurscht, weil du dann das spiel und die Illusionen des Ego durchschaust und dem ganzen ruhig und gelassen begegnest, so wie es der Augenblick es erfordert.
Das war s

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